Spenden – am liebsten lokal?

Graphical Abstract of study about spatial differentiation and inter-charity competition

Sind Menschen eher bereit, an Organisationen vor ihrer Haustür zu spenden? Genau dieser Frage sind wir in einer aktuellen Studie nachgegangen.

Zusammen mit zwei Tafeln in benachbarten deutschen Städten haben wir untersucht, ob Menschen bevorzugt lokal spenden. Teilnehmer unserer Studie hatten die Möglichkeit, eine erhaltene Aufwandsentschädigung teilweise oder vollständig zu spenden. Dabei konnten sie frei entscheiden, wie viel Geld sie spenden und wie sie es zwischen den beiden Tafeln aufteilen möchten.

Der entscheidende Unterschied: Bei einem Teil der Teilnehmer war klar angegeben, in welcher Stadt sich die jeweilige Tafel befindet – ob direkt vor Ort oder in der Nachbarstadt. Bei den übrigen Teilnehmern wurden lediglich die Namen der Betreiber ohne Ortsangabe genannt.

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Wenn bekannt ist, dass eine Organisation lokal ist, spenden die Teilnehmer bevorzugt an diese lokale Einrichtung.

Auf der linken Seite der Grafik sind die durchschnittlichen Beträge dargestellt, die Teilnehmer gespendet haben, wenn nicht erkennbar war, wo sich die jeweiligen Tafeln befinden. Die Beträge zwischen lokaler (Home) und benachbarter (Away) Organisation unterscheiden sich kaum – im Durchschnitt liegen sie bei etwa 2 bis 2,50 Euro. Auf der rechten Seite zeigt sich hingegen ein anderes Bild: Wenn die Teilnehmer deutlich erkennen konnten, ob die Tafel in ihrem Heimatort oder in der Nachbarstadt liegt, zeigte sich eine klare Präferenz für die lokale Einrichtung, die durchschnittlich rund 4,20 Euro erhielt. Tafeln im Nachbarort erhielten dagegen kaum noch Spenden (0,50 Euro). In Summe unterscheidet sich die Spendenbereitschaft kaum – die Spenden werden aber anders verteilt.

Unsere Ergebnisse sind wichtig für gemeinnützige Organisationen. Es kann sich lohnen, Spendenaufrufe entsprechend anzupassen, sodass ein Teil der Gelder vor Ort verwendet wird. Die gute Nachricht: Sobald Anreize oder gute Gründe bestehen, gezielt an eine bestimmte Organisation zu spenden, fällt der sogenannte „Home Bias“ kaum noch ins Gewicht.

Autoren: Carlo Gallier, Timo Goeschl, Martin Kesternich, Johannes Lohse, Christiane Reif, Daniel Römer