Die Frage nach Gruppenzugehörigkeit und Zusammenhalt spielt im militärischen Kontext eine besondere Rolle. Diese Studie untersucht daher, ob Soldaten sich stärker als Teil des Militärs und weniger als Zivilisten sehen – und inwiefern diese Selbstwahrnehmung durch den Dienstgrad (Offizieranwärter vs. Offiziere), die Teilstreitkraft (Luftwaffe, Marine, Heer) oder die Kombination beider Faktoren geprägt wird.
Für die Untersuchung wurden deutsche Soldaten sowohl in spieltheoretischen Experimenten (modifizierte Diktatorspiele) als auch mit einem umfassenden Fragebogen analysiert. Auf dieser Grundlage lassen sich mehrere zentrale Ergebnisse festhalten:
- Starke Abgrenzung zu Zivilisten: Soldaten zeigen eine deutliche Gruppenbindung innerhalb des Militärs und sehen sich klar weniger als Teil der Zivilgesellschaft.
- Hohe Identifikation zwischen den Teilstreitkräften: Die gegenseitige Anerkennung zwischen Heer, Luftwaffe und Marine ist konsistent hoch – die Soldaten verstehen sich nicht nur als Angehörige ihrer eigenen Einheit, sondern auch als Mitglieder einer übergreifenden militärischen Gemeinschaft.
- Besondere Rolle des Status: Unterschiede zeigen sich vor allem zwischen Offizieranwärtern und Offizieren. Offizieranwärter weisen eine besonders ausgeprägte Bindung an ihre eigene Teilstreitkraft auf, was auf eine stärkere Abgrenzung innerhalb der gleichen Statusgruppe hinweist.
Die Ergebnisse eröffnen spannende Einblicke in die sozialen Dynamiken innerhalb der Bundeswehr. Sie verdeutlichen, dass Gruppenzugehörigkeit nicht nur entlang von Dienstgraden oder Einheiten verstanden werden kann, sondern durch das Zusammenspiel mehrerer Ebenen entsteht.
Autor*innen: Janina Kraus und Fabian Paetzel